Irak 2023

Ein Sommermärchen mit einem BMW F650 Gespann

Die Einleitung

Unterabteilung:

Hier geht es um das Gespann.

Am Anfang ist immer eine Idee.

Manela war wieder in Deutschland. Sie wollte mit mir nicht mehr Motorrad fahren. 😠 Ich wollte aber mit dem Motorrad in den Irak und das Wilde Kurdistan erkunden. Sie meinte, ich soll mir halt eine andere Frau suchen, die mit dem Motorrad dahinfährt.

Mmmmmhhhh ...

Wo bekommt man nun auf die Schnelle die passende Frau her??

Die Kombi aus Leidensbereitschaft, einigermaßen brauchbarem Äußeren, nicht zu schwer (soll ja auf dem Motorrad mit und außerdem geht meine Geschmacksrichtung eher zu was Dünnem, dick bin ich selber) ein gesundes Selbstvertrauen haben und nicht ängstlich.

Ach ja, Zeit und ausreichend Geld für so eine Reise sollte auch vorhanden sein. Ich bin nicht der Typ, der Frauen finanziert.

Alleine fahren wurde zur einzigen möglichen Option und somit könnte das Thema ab hier eigentlich ganz anders weiterlaufen, und zwar mit dem Thema, was ich an meiner Transe so alles geändert habe u.s.w.

Da kein Fernseher im Laster ist, aber Internet, habe ich mich bei KFZ-Anzeigen im Netz so durchgewühlt und bin mal wieder auf Gespanne gestoßen. Ich habe in den 2000ern mal einen Wüstenausflug mit meinem damaligen Choppergespann, einer Suzuki LS650 Savage mit einem Watsonia-Seitenwagen gemacht. War damit in Schweden und Dänemark, es war eigentlich mein Autoersatz und ich habe das Teil Sommer wie Winter fast 100.000 km im Einsatz gehabt. Ich habe das Fahren mit dieser unmöglichen Kombi geliebt. Eigentlich hat dieses Gespann keine Kurve freiwillig genommen und hat sich nur unter Zwang einer einigermaßen erträglichen Kurvenlinie gebeugt. Aber ich stehe nun mal auf zickige Frauen und Gespanne ...

Außerdem werde ich nie den Konvoi aus Expeditions-Mobilen und KTMs/ Africa Twin vergessen, die alle mit dem ausgestattet waren, was man für Geld kaufen kann, als sie mir auf dem Weg zu den Mandara Seen in Libyen entgegengekommen sind. Die Blicke waren unbezahlbar. 🙂

Also ein paar Bilder und Anzeigen per Mail zu Manela geschickt, um ein wenig aus meiner Vergangenheit zu erzählen.

Sie war auf einmal Feuer und Flamme und ja, wie toll das alles doch ist. Na ja, es kam so, wie es kommen musste: Nach einem einmonatigen Zögern von mir und sehr vielem Studieren der aktuellen Gespannangebote war ich so weit und meine offene Tür wurde nicht länger von einem Hauch Vernunft blockiert.

Es hat sich aber ein weiteres Problem manifestiert. Ich war hier in Griechenland und die Gespanne in Deutschland verteilt. Also, so was wie Besichtigen, Probefahren und der wichtige persönliche Kontakt wurden mir dadurch verwehrt.

Nach einem weiteren Monat und vielen Gespannanzeigen und noch mehr E-Mails habe ich dann eines gefunden, das, sagen wir mal, als möglicher Kompromiss für die Reise in Frage gekommen wäre. Eine BMW K75 mit knappen 70.000 km und einem durchschnittlichen Beiwagen. Die Ausstattung war gut, viele Teile, die ich für gut befand: Wilbers Federbeine, Stahlflex Leitungen, Koffersystem und die geniale BMW Griffheizung. Die K75 ist ein gutes Motorrad, auch wenn sie hässlich und von BMW ist. 🙂

Ein paar Anmerkungen, was ich mir so alles angesehen und gesucht habe.

Wenn einer bei AutoScout, Mobile oder E-Bay-Kleinanzeigen in der Motorrad-Rubrik Gespann eingibt, bekommt er vom Hercules Prima 2s mit Anhänger, über einen Roller mit Mini-Seitenwagen, Simson Duo, genau das, was ich suche :-), Goldwing mit U-Boot als Seitenwagen mit Wohnanhänger dran, unzählige Ural, Dnepr und MZ bis zum Trike mit Wohnwagen alles.

Also was wollte ich.

Nach Möglichkeit einen Kardan, PKW-Hinterreifen, gefederten Beiwagen, schwingengeführte Vordergabel, ca. 50 PS, einen Beiwagen, in den die Riesenfrau reinpasst und keinen Säufer.

Optisch, natürlich eine Moto Guzzi!!

Als Plus Koffersystem, Griffheizung, gute Reifen.

Ach ja, Limit 8000,- Euro.

Es muss doch Einiges für so eine Reise umgebaut und angeschafft werden, also bei diesem Limit war die K75 drüber, der Verkäufer war sich seiner Sache sicher und wollte halt die 500 Euro nicht runter, weil Festpreis. Vielleicht hat er im Frühjahr mehr Glück. Aber ich kann mich auch nur nach meiner Decke strecken. Na ja, einen Festpreis nimmt ein Franke grundsätzlich nicht hin. 😠 Der muss schon extrem unter dem Marktwert sein. 🙂

Also weiter suchen. Ein tolles Teil, das mich fast meine guten Vorsätze über den Haufen hätte werfen lassen, war eine CB1000 mit dem Seitenwagen links montiert. Aber, erstens zickte Manela wieder rum, weil sie dem Gegenverkehr zu nahe gewesen wäre und zweitens war das ein Bauernfänger mit Lieferung weil er gerade nach Dänemark umgezogen ist. Also weiter. Warum keine MZ, na ja, der Motor ist halt ein Zweitakter und nicht für seinen sparsamen Benzinkonsum bekannt. Außerdem weiß man nicht, was man bekommt. Also dürfte man als Erstes den Motor mal aufmachen. Und ein Leistungswunder ist es auch nicht. Das gleiche mit der 350er Jawa. Eine Ural oder Dnjepr tue ich mir nicht an, die sollen sich die Mopedschrauber und Wehrmachtanhimmler hin- und herverkaufen. Mit einem Sponsor würde ich es sofort machen. Eine Mash gab es für gute 10.000 neu, na ja warum nicht - aber Manela war für den Beiwagen einfach zu groß. Die üblichen BMW oder Moto Guzzis gingen erst weit über den veranschlagten 8000 Euro los und oder hatten einen Großraum-Seitenwagen dran, der mehr Platz auf der Straße braucht als eine Großraum-Limousine.

Die im Finanzrahmen lagen, waren halt fast immer weit über einem km-Stand von 90.000 km und mehr oder weniger reparaturbedürftig. Ich wollte ja eine Reise machen und keinen Schrauberurlaub. 🙂

Es tauchte eine günstige BMW F650 Typ 169 auf, die erste BMW Einzylinder seit der R25. Ich kannte das Modell aus meiner Zeit bei BMW und da bei Aprillia gebaut mit einem Rotax Motor (nur das Bordwerkzeug und die einfältige Lackierungs-Idee kamen von BMW) also auch zuverlässig und problemlos.

Machte einen guten Eindruck auf den Bildern und nach vielen Mails hin und her, ein paar Telefonaten mit dem Verkäufer, habe ich das Teil dann gekauft. Habe einen sehr guten Preis ausgehandelt (hat man gemerkt, dass er nach Ausreden gesucht hat, das Geschäft rückgängig zu machen :-)) und Manela beauftragt, das Teil zu holen. Uli war uns dabei eine große Hilfe, da wir das Gespann bei ihm zwischenparken durften, weil auf die Schnelle kein Motorradtransportanhänger aus dem Norden zu organisieren war. Beim Abholen hat Manela auch noch ihre Nachbarn eingespannt und Dank einer Suchanzeige beim BMW F650-Forum habe ich in Darmstadt noch einen der wenigen Riesentanks von Acerbis mit 27 l anschaffen können, der natürlich gleich mit abgeholt wurde.

Ein weiterer Monat ging mit der Ersatzteil- und Zubehörbeschaffung ins Land.

Alles, was ich für die Reise brauchte und vor allem für das Motorrad, habe ich im Netz gesucht, Preise verglichen und zu Manela schicken lassen, so dass ich mich nicht erst mit der Teilelieferung befassen muss, wenn ich zurück in Deutschland bin, sondern nur mit dem, was alles nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe.

Manela hat mir sehr umfangreiche Bilder zukommen lassen, die sie nach meinen Wünschen angefertigt hat. Das war die Basis der Teilebestellung.

Ich kann mich erinnern, daß ich alle BMW F650 Teile, die ich noch hatte als ich mein Teilelager von der Werkstatt aufgelöst habe auf den Schrott geschmissen habe. Nun habe ich sie nochmal gekauft.

Der rechte Koffer komplett und der Boden vom Beiwagenkofferraum sind voll mit Ersatzteilen und Werkzeug.

Ersatzreifen sind vorne drauf und der Wagenheber unter dem Beiwagen (in der Aussparung, wo beim Uralbeiwagen die Kardanwelle für den Seitenwagenantrieb durchgeht)

Hier die Liste:

2 x Satz Bremsklötze vorne: Die sind nicht mehr ausreichend gewesen, und ein Satz geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Satz Bremsklötze hinten, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Chokezug, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Gaszug, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Kupplungszug, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Kupplungsgriff, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Kupplungsdeckeldichtung, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Satz Kupplungslamellen, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Satz Kupplungsfedern, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

2 x Ölfilter, einer für einen frischen Kundendienst, und einer geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

2 x Luftfilter, einer für einen frischen Kundendienst, einer geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

4 x Zündkerzen, zwei für einen frischen Kundendienst und zwei gehen als Ersatzteile mit auf die Reise;

1 x Ventildeckeldichtung, für den Kundendienst

1 x Motordichtmasse, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Satz Gabelsimmerringe, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Reparaturanleitung, für den Kundendienst und die Reise;

2 x Reifenschlauch für hinten, gehen als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Reifenschlauch für vorne, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Koffersatz gebraucht, kommt an das Moped;

1 x Topcase, kommt an das Moped, eine geile große Alubox;

1 x Klappspaten, keine Seitenwagentour ohne;

2 x Navi Halter mit USB-Anschluss, für Fahrer u. Beifahrer;

5 x Felgenschutz für Reifenmontage, Werkzeug;

1 x Reifen-Flickzeug-Set für schlauchlos, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

3 x Steckdose im Koffer mit 4-fach USB-Lader, wird verbaut, Stromversorgung;

1 x 300 Watt Sinus 220 Volt Wechselrichter, wird verbaut, Stromversorgung;

1 x Batterietrennrelais, wird verbaut, Stromversorgung;

1 x Satz Handprotektoren, wird verbaut;

1 x Reifen Flickzeug-Set für Schlauchreifen, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Kettenkit mit kürzerer Übersetzung, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Dose Talkum, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x je ein Felgenband für vorne & hinten, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

2 x Reifen hinten, gehen als Ersatzteile mit auf die Reise;

1 x Reifen vorne, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Set m. Gummiventilen für Schlauchlosreifen,

Reifenventile & Eindreh-Werkzeug, geht als Ersatzteil mit auf die Reise;

Teile für Gepäckträger und oder Gepäckträger für

Beiwagen Kofferraumdeckel, Beiwagen Boot vorne,

Kanisterhalter; Gepäckträger, Topcase Befestigung, wird selber gebaut;

1 x Satz Bremsklötze Beiwagen, geht als Ersatzteil mit auf die Reise; (Natürlich hat Manela den Gespannbauer angeschrieben, mit einer Fahrzeugscheinkopie und ein paar Bildern. Welche Bremsanlage er für den Seitenwagen verbaut hat. Entweder ist er einfach ein Depp nach seiner Antwort-E-Mail, hat von der ganzen Motorradmaterie keine große Ahnung und weiß nicht, was er eigentlich tut oder er verbindet mit diesem Gespann schlechte Erinnerungen. Manela ist gleich nach der Mail raus und hat den Aufkleber der Firma entfernt. 🙂)

3 x Dose Multi-Öl, 2 gehen als Ersatzteil mit auf die Reise & 1 wird schon beim Kundendienst hoffentlich gute Dienste leisten;

3 x Dose Kettenspray, gehen als Ersatzteil mit auf die Reise;

1 x Zweitbatterie in gleicher Größe wie Moped, wird verbaut, Stromversorgung;

1 x kleiner 12 V Kompressor, habe ich bei meinen Eltern gesehen und hat da gut funktioniert. Habe jetzt auf einer Motorradreiseseite einen ähnlichen gesehen mit guten Erfahrungen;

Weiter geht es mit dem, was wir noch so mitnehmen:

Bordwerkzeug und Werkzeugtasche und weiteres:

1 x Moped-Verbandkasten/Tasche;

1 x Scherenwagenheber;

1 x Abschleppseil mit zwei Schäkeln;

1 x Säge;

2 x bis 10 x 1l. Motoröl, je nachdem wie viel Platz wir haben;

1 x Panzertape;

1 x Isolierband;

1 x Motordichtmasse;

1 x Satz verschiedene Kabelbinder;

1 x Satz metrische Schrauben:

Je 4 x verschiedene Längen mit:

Je 4 x Scheiben,

Je 2 x Scheiben groß,

Je 2 x Sprengring,

Je 2 x Muttern,

In M4, M5, M6, M8 & M10;

1 x Rolle Bindedraht;

2 x 4 m Kabel 1,5 qmm, zwei Farben;

2 x 4 m Kabel 2,5 qmm, zwei Farben;

1 x Satz Kabelschuhe;

1 x Satz Ersatzsicherungen;

1 x Glühlampenbox;

1 x Hängesicherung;

4 x Ersatz-Spanngurte;

4 x Ersatz Gummigurte mit Haken;

1 x Werkzeugtasche mit Inhalt siehe unten;

1 x je 1 Ringgabel Schlüssel in 7,8,10,12,13,14,17,19,22;

1 x je 1 Gabelschlüssel in 6-7,8-9,10-11,12-13, 14-15, 17-18, 19-22;

1 x Satz Innensechskantschlüssel in 3,4,5,6,8,10,12;

1 x Zündkerzenschlüssel

1 x je 1 Schlitzschraubenzieher klein mittel groß;

1 x je 1 Kreuzschlitzschraubenzieher „Philips“ klein mittel groß;

1 x gute Kombizange;

1 x gute Wasserpumpenzange;

1 x Seegeringzange für Außenseege-Ringe Ritzel; (und natürlich Ersatz-Seegeringe)

1 x gute Kabelschuhe-Quetschzange;

1 x Hammer 250 gr;

1 x Prüflampe;

1 x Satz Fühlerblattlehre;

3 x gute Motorrad Montierhebel;

1 x Speichenschlüssel;

1 x Werkzeug, um alle Räder ausbauen zu können;

Original Werkzeug der BMW F650

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