ROM 2008 |
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5.
Mai 2008, Montag Mit
Unterbrechungen habe ich so circa 12 Stunden geschlafen. Draussen sieht es
etwas trueb aus, aber es ist warm. Ich lasse es langsam angehen. Das Fruehstueck
ist so berauschend wie immer. Wenigstens bekomme ich mein heisses Teewasser
aus dem am Boden stehenden Wasserkocher. Meinen Tee bringe ich auch selbst
mit, da es keinen gruenen im Hause zu geben scheint. Mein erster Weg
fuehrt heute zum nahe gelegenen Bahnhof um mir mein Bahnticket fuer den Zug
am Freitag zum Flughafen zu besorgen. Viele Obdachlose, die mit ihrem ganzen
Hab und Gut unterwegs sind, finden sich auf dem Bahnhofsgelaende. Ein Polizist,
der so im Bahnhof herumstand, wurde nach einem Internet Cafe befragt. Die Art
der Antwort war sehr von oben herab. Als ob die Polizei mit so einer banalen
Frage eher nicht belaestigt werden sollte. Im Gegensatz zu den Aussagen in
meinem Rom-Reisefuehrer befinden sich die Internet Cafes gegenueber dem
Bahnhof und nicht im Bahnhof selbst. Eine Mail sagt mir, dass fuer die
Galeria Borghese ein Streik anberaumt ist. Just zu dem Zeitpunkt, an dem mein
Besuch vorgesehen war. Na, mal sehen. Nach einer
Stunde Surfen sitze ich jetzt im Bahnhof im ersten Stock und beobachte bei
Capuccino und Sandwich die Leute. Einige Juden mit Kopfbedeckung, viele
Nonnen in den verschiedensten Trachten, viele von ihnen schauen etwas bissig
drein, Schwule, nach Kleidung und Bewegung zu urteilen, Zigeuner mit
glitzerndem Outfit und langen Roecken. Leider habe ich
kein Kleingeld fuer das Bahnhofs-WC. Also gehe ich auf die Suche nach
Wechselgeld, die Damen und Herren in den Geschaeften stellen sich aber dumm
und behaupten, sie haetten kein Kleingeld. So muss ich mir nochmals einen
Capuccino leisten, um wenigstens einige Cent im Geldbeutel zu haben. Das ist
fast so wie mit den Briefmarken. Alle Tabaklaeden sind ausverkauft als ich
welche suche... Nahe dem
Trevibrunnen habe ich dann mit Gewinn Briefmarken erstanden. Auch Italiener koennen
nicht immer gut rechnen, also schnell aus dem Staub gemacht. Der
Trevibrunnen: Vor Menschenmassen nicht zu sehen, Gaukler, Verkaeufer, alles
nur Vermarktung. Die Illusion eines grossen Platzes mit eindrucksvollem
Brunnen ist genommen. 14:45 Uhr: Wir
haben noch + 22° C, aber der Himmel hat sich verdunkelt und es ist windig
geworden. Die ersten Regentropfen fallen. Das Pantheon war nicht weit. Dort
sind die Grabstaetten wichtiger Persoenlichkeiten untergebracht. Unter
anderem auch die Raffaels, einem damals huebschen Juengling, dem alle Frauen
bis zu seinem Tode nachgerannt sein sollen. Seine Beerdigung soll so gross
wie die eines Papstes gewesen sein, ganz Rom war auf den Beinen. Ich setze mich
auf den Sockel einer Saeule vor das Pantheon und betrachte die nass
gewordenen, sich unterhaltenden Leute um mich herum. Einige Jugendliche
bilden einen Kreis und singen. Ein Mann (?) mit Fistelstimme singt ein paar
Lieder und wartet auf Geld. Die Fliegenden Haendler eilen jetzt mit
Regenschirmen zu Ich besuche noch
die Minerva Kirche (die einzige gotische Kirche in Rom), die nicht weit vom
Pantheon entfernt liegt. Sie ist innen huebsch und hat eine blaue Decke. Dann
gehe ich im Regen suedwestlich zum Campo Fiori. Dort werden gerade die
letzten Reste eines wohl am Morgen stattgefundenen Marktes weggeraeumt. Da der Regen
nicht aufhoeren will, suche ich mir eine nett aussehende Kneipe und bestelle
mir ein Glas Wein, Mineralwasser, Bruscchetta, Salat und eine Pizza. Das
Bestellte kam dann auch: alles im Riesenformat! Die Augen gingen mir ueber.
Tapfer versuchte ich so viel wie moeglich zu verzehren, aber es blieb doch
einiges uebrig. Schade drum. Inklusive eines Capuccino, den ich mir zum
Abschluss noch goennte, kostete das Festmahl nicht mehr als das ueberteuerte
Gericht von gestern. Im Supermarkt
wurden noch Obst und Getraenk eingekauft, dann ab ins Hotel. |
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