ROM 2008 |
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3.
Mai 2008, Samstag Puenktlich um 8 Uhr sitze im am Fruehstueckstisch. Der Raum
wirkt etwas angestaubt, wahrscheinlich ein altes Wohnzimmer, in allen Ecken
stehen Kartons. Die runden Tische sind mit je einer roten Plastiktischdecke verhuellt.
Auf jedem Tisch sind vier Gedecke. Der angrenzende Balkon wurde als
Abstellkammer umfunktioniert. Es gibt ein grosses aufgeblasenes
Broetchen, ein eingeschweisstes suesses Hoernchen (das ich nur einmal
probierte) und nach Wunsch Tee oder Kaffee. Ausser mir sind noch Deutsche,
Franzosen, Hollaender und Italiener im Hotel. Heute will ich mir den Vatikan ansehen.
Ueber Umwege suche ich mir den Weg durch die Stadt. Endlich vor dem Petersdom
angelangt, sehe ich dort nur Schlangen ueber hunderte von Metern. Nein, das
tue ich mir nicht an. Also habe ich erst einmal das vatikanische oeffentliche
WC besichtigt, habe einige Karten an daheim Gebliebene verschickt. Anschliessend wollte ich mich dann an der
Sixtinischen Kapelle versuchen. Nach Beratschlagung mit einer Amerikanerin,
die diese auch suchte, kamen wir darauf,
dass das Teil ja im Vatikanischen Museum integriert ist. Also, auf und
an der vatikanischen Mauer entlang. Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich Horden
von Menschen, die anscheinend sinnlos hintereinander in breiter Reihe
anstanden. Nach Verfolgung dieser kilometerlangen Schlange kam ich nach den
naechsten vier Ecken darauf, dass die armen Menschen alle das Vatikanische
Museum aufsuchen wollten. Nicht mit mir! Es soll hier nicht unerwaehnt bleiben,
dass es ziemlich heiss war an diesem Tag. Um bei Kraeften zu bleiben, habe ich mir
erst einmal eine Pizza aus einem kleinen Stehimbiss gegoennt, die sehr gut
war. Wieder einmal bewunderte ich die Faehigkeit der Italiener ihre Roller
und Autos nicht zu Schrott zu fahren, bei dem Hoellentempo, das sie vorlegen.
Wieder am Petersplatz angekommen war die
Schlange auf wundersame Weise erheblich kuerzer geworden und ich stellte mich
jetzt doch in die Hitze – und komme nicht durch die Kontrolle als ich diese
endlich erreiche! Nur wegen meines kleinen Taschenmesserchens. Ich soll
dasselbe doch draussen lassen. Ja, wo soll ich es denn draussen lassen? Nach
kurzer Diskussion mit der blonden kalt blickenden Schoenheit, die als
Wachhund mit an der Kontrolle steht, trolle ich mich wieder seitwaerts und
lasse den Dom Dom sein. Dumme Pute. Also bin ich suedlich vom Dom weggelaufen, die Via delle Fornaci
rauf. Diese fuehrt durch den Stadtteil Gianicolo nach Trastevere. Die Strasse
selbst war stetig nach oben strebend, langweilig, spaeter ging es dann durch
eine Art Hohlweg, wo dann auch der Gehsteig wegfiel und man vor jeder
unuebersichtlichen Kurve ein kurzes Stossgebet in den Himmel schickte
(schliesslich war man ja in Rom), dass einen die Autoraser doch noch vor
einem Zusammenprall ausmachen wuerden. Die Strasse wurde enger, von Mauern
begrenzt und endlich kam mal wieder eine Abzweigung. Dann ist ploetzlich der
Triumpfbogen der Piazzale Aurelio, die Porta San Pancrazio vor mir und ich
gelange zum Fonte Acqua Paola. Dieser huebsche Brunnen scheint ein beliebter
Treffpunkt fuer Brautpaar-Fotoshootings zu sein. Zwei Paerchen werden von je
drei Fotografen mit Profiausruestung geknipst, muessen sich auf Parkbaenke
quaelen und sonstige Verrenkungen mitmachen. Gleich hinter dem Brunnen ist ein
Mausoleum oder eine Gedenkstaette, von deren Gruenflaeche man einen tollen
Blick auf Rom hat. Ich muss also ein ziemliches Stueck bergauf gehechelt
sein, als ich mich vom Dom aufgemacht hatte. Nach einem kurzen Fussweg durch’s Gebuesch
befinde ich mich nun in Trastevere. Dies soll noch das letzte urspruengliche
Viertel von Rom sein, wo die Waesche noch unter den Fenstern zum Trocknen
haengt, die Haeuserfassaden noch ein bisschen aelter aussehen, als im
restlichen Rom, was aber ein gewisses Flair ausmacht. Mir gefaellt dieser
Stadtteil sehr gut und mit dem Touristenstrom finde ich auch ein selten gutes
hausgemachtes Eis, das sehr intensiv schmeckt. Auch der Preis ist sehr
intensiv. Hier besuche ich auch meine erste Kirche.
Die Santa Maria in Trastevere, wahrscheinlich der erste christliche Sakralbau
Roms. Innen ist sie mit viel Prunk und Verzierung sehr eindrucksvoll. Vor der
Kirche sichte ich im Gulli eine Ratte. Ich stolpere an der Area Sacra vorbei,
einem kleinen Areal, auf dem ausser einigen Ruinen auch ziemlich viele Katzen
hausen und auch gefuettert werden. Die Chiesa del Gesu liegt auch auf dem Weg
und wird mitgenommen. Meist suche ich die Kirchen auf um eine kurze Pause im
schattigen kuehlen Inneren zu machen. In der Stadt ist einiges los, es gibt
irgendwelche Kundgebungen, viel Krach, Betrunkene und Obdachlose ziehen ihres
Weges. 18:00 Uhr – endlich wieder im Hotel. Das
war schon etwas viel fuer den ersten Tag. Ich fuehle mich ziemlich schlapp
und fertig. Das muessen heute so um die 30° C gewesen sein und ich hatte
leider auch nichts weiter zu trinken dabei. Was natuerlich dumm war. Auf dem Heimweg habe ich verzweifelt nach
einem Supermarkt gesucht, die scheinen aber eher selten in der Innenstadt zu
sein. Je naeher ich meinem Hotel kam erspaehte ich aber Menschen mit
Einkaufstueten. Also nichts wie denen hinterher bzw. den Rueckweg derer
verfolgen. Und endlich war da ein Supermarkt, gar nicht weit vom Hotel
entfernt. Salami und Co. werden erstanden und ich schleppe mich zum Hotel
zurueck, das ich dann auch nicht mehr verlassen habe. |
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